02.05.2012
Abschluss-Feier mit den Handwerkern
Mit einer kleinen Feier haben wir mit den Handwerkern zusammen die FENNA offiziell in Betrieb genommen.
Der Firmenchef Pieter hielt eine kleine Ansprache, dankte allen Mitarbeitenden, die am Schiff mitgearbeitet haben. Therese und ich wurden an Bord begrüsst und beklatscht. Auch von unserer Seite dankten wir für die gute Zusammenarbeit. Ein Schiff mit E-Mails, Fotos und Telefon fertig zu bauen war für uns alle eine grosse Herausforderung, die aber gut funktioniert hat.
Mandy, die Projektleiterin hat sehr viel dazu beigetragen, dass alles immer gut koordiniert wurde. Hin und wieder spürten wir auch die unterschiedliche Mentalität. Der Schweizer Perfektionismus löst bei den Holländern gelegentlich Stirnrunzeln aus, ist doch bei ihnen der praktische Ansatz immer im Vordergrund.
15.05.2012
Aufbruch
Unsere eigentliche Reise beginnt heute. Ungeplant…
Wir sind nach dem letzten Aufenthalt in Bonstetten am Samstag mit dem Auto nach Holland gefahren. Damit konnten wir die persönlichen Sachen, die etwas grösser sind mit aufs Schiff nehmen. In den letzten Tagen haben wir die wichtigsten Gegenstände des Haushalts gekauft und auf dem Schiff installiert. Der Salon, die Gästekabine und auch die Küche sind schon bald so, dass sie «normalem Haushalt» ähneln.
Wir realisieren, dass wir noch viel zu schnell sind. Deformation professionelle zwingt uns Pendenzenlisten zu machen, Zeit einzuteilen, Aufgaben abzusprechen, Karten zu studieren und Checklisten zu erstellen. Aber warum so professionell? Unser Ziel ist nicht, Erreichtes vorzuzeigen, sondern mit mehr Zeit aufnahmefähiger den Tag zu erleben. Ja, wir haben noch viel zu lernen auf unserer Reise!
Unsere erste Reise starteten wir gestern zusammen mit der MS «Dagens 2» und unseren Freunden Bernadette und Heinz Gubler, die uns während des ganzen letzten Winters begleitet haben und immer wieder dabei waren, wenn wir in Holland Schiffe angeschaut und beurteilt haben.
In Elburg haben wir um 10:30 abgelegt und fuhren über die Randmeere, Kettelmeer, Ramsdiep, Zwarte Meer, durch das Städtchen Zwartsluis bis nach Hasselt. Etwas Stolz und Freude ist schon hochgekommen, als wir die erste Schleuse und mehrere Brücken mit unserem neuen Zuhause gemeistert haben. Ein riesiger Kiestransporter macht das Anlegen etwas anspruchsvoller. Da jedoch genügend Platz vorhanden war, konnten wir unsere «Fenna» gut an die «Dagens 2» vertäuen.
Donnerstag, 17. Mai
Unsere Reise geht von Hasselt mit einer langen Fahrt nach Meppel weiter.
Diese kleine Stadt ist typisch Holländisch, mit einer sehr hübschen Einkaufsstrasse, die in der Regel eine Fussgängerzone ist. Wir geniessen die Möglichkeit, wieder ein paar Sachen für unseren neuen Haushalt zu kaufen. Da wir es nicht eilig haben, bleiben wir 2 Tage im Innenhafen liegen.
Bernadette und Heinz waren am Vortag mit der Bahn in diesen Ort gefahren um abzuklären, ob es für unsere beiden Schiffe einen Liegeplatz gibt. In Hoogeveen verbringen wir das Wochenende an einem Liegeplatz auf einer Werft. Die Umgebung ist mit einem **Hotel zu vergleichen, dafür gibt es Strom und wir sind ungestört. So lernen wir auch, wie wunderbar die Umgebung am auf dem ****Niveau sein kann.
Montag, 21. Mai
Wir fahren weiter gegen Nieuw Amsterdam, ein kleines Örtchen, das ausser dem Namen nichts von Amsterdam hat, klein, unscheinbar etwas verschlafen.
Die Route, die wir befahren ist äusserst eng und es gibt einige Brücken, die wir gerade mit rund 40cm Abstand auf jeder Schiffsseite passieren. Wir «wandern» mit unserer FENNA durch wunderschöne Landschaften immer wieder mit Alleen gesäumt durch die Provinz Drenthe. Müde von der anspruchsvollen Steuerei und den vielen Eindrücken kommen wir am Passanten-Quai von Nieuw Amsterdam an. Wir kaufen kurz ein und geniessen den Abend mit Nichtstun und Verdauen der Bilder des Tages.
Dienstag, 22. Mai
Da es nicht viel zu sehen gibt und das van Gogh Haus am Montag und am Dienstagmorgen geschlossen ist, fahren wir weiter über den Stieltjes-Kanal nach Coevorden. Begleitet werden wir die meiste Zeit von Brückenwärtern die uns die Brücken öffnen, schliessen und uns mit dem Auto überholen, um dann die nächste Brücke wieder bereit für die Durchfahrt zu machen. Die Anlegestelle ist neu gemacht und hat genug Platz für unsere beiden grossen Schiffe. Ein paar Kilowattstunden Strom bekommen wir gegen 50 Cents aus der Steckdose am Steg. Das erlaubt uns das erste Mal mit der neuen Waschmaschine zu waschen. Dank des traumhaften Wetters mit 28° können wir die Wäsche auf Deck zum Trocknen aufhängen. Das Städtchen ist herausgeputzt und sehr hübsch gepflegt. Neben den üblichen Besorgungen, kaufen wir uns Fahrräder, damit wir etwas mobiler sind. Zusammenklappbare Schiffsräder mit Elektro-Unterstützung für einen Preis, mit dem wir in der Schweiz nicht einmal ein normales Billig-Velo kaufen können. Leider hat der Händler nur noch ein Fahrrad dieses Modells im Laden. Mit dem Verkaufsverständnis eines Holländers offeriert er uns aber, das zweite sofort zu bestellen, uns nachzufahren und uns am nächsten Standort zu übergeben. Das Wetter macht einem Hochsommer Konkurrenz und verwöhnt uns mit Sonne und Temperaturen bis 30°. Am Abend kühlt ein Gewitter die heiss Luft und der darauf folgende Tag ist mit 22° sehr angenehm.
Weils so schön ist, verbringen wir den Mittwoch ebenfalls noch in diesem sympathischen Örtchen. Am Abend trifft Erich mit seinen Eltern Bernadette und Heinz ein. Sie haben ihn in Amsterdam abgeholt. Er verbringt eine Woche auf dem Boot seiner Eltern. Wir geniessen das Nachtessen zusammen und Erich erzählt von seiner neuen Arbeitsstelle, die er am 1. Juni beginnen wird.
Donnerstag, 24.05.2012 Aadorp bei Almelo
Heute geht’s um 09:00 weiter. Das nächste Ziel unserer Rundreise heisst Almelo. Dies ist ebenfalls eine kleine Stadt in der Provinz Overijssel. Während der Fahrt ruft der Fahrradhändler an und teilt uns mit, dass beide Räder jetzt bereit sind. Er bittet uns, unseren Standort mitzuteilen, damit er gegen Abend losfahren könne. Wir finden einen lauschigen Liegeplatz vor der Schleuse. Pünktlich um 16:00, wie abgemacht, kommt er angefahren und liefert die beiden Velos. Dank diesen legen wir die 4 km ins Zentrum innert Kürze zurück und freuen uns über die neueste Errungenschaft.
Den Freitag bleiben wir ebenfalls hier in Aadorp und reinigen das Deck, das vom Gewitter ganz voll mit Kastanien-Blüten bedeckt ist. Das Wetter ist weiterhin sehr sonnig und warm.
Samstag, 26.05.2012
Wir haben gestern Abend beschlossen weiter zu fahren. Durch die Schleuse von Almelo, die uns ca. 1m hebt, geht es weiter über den Zijkanaal nach Lochem. Unsere Route führt uns unter vielen Brücken durch, die jedoch alle über 6.50 m hoch sind und so nicht zu schwierig zu fahren sind. Da sie mit dieser Höhe für uns nicht zu öffnen sind, müssen wir auch nicht auf die Brückenwärter warten und kommen so zügig voran. Der Kanal ist wieder viel breiter und führt durch eine idyllische, unberührte Landschaft. Bereits um die Mittagszeit kommen wir hier an. Es gibt keinen Hafen wo wir mit unseren Schiffen anlegen können und so erlauben wir uns, am Quai für die Berufsschifffahrt anzulegen. Gemeinsam lunchen wir und geniessen den «freien Nachmittag». Bernadette und Heinz bauen mit Erich zusammen ein Sonnendach auf ihre DAGENS 2.
Sonntag, 27. Mai
Es ging mit einer kurzen Etappe von Lochem nach Zutphen. Dieser idyllisch gelegene Hafen liegt an der Ijssel. Wir kamen erstmals in fliessendes Gewässer mit unserem Schiff. Das Wetter ist heiss und das Wasser bereits 23° warm. Das Wasser ist sehr sauber, was uns zum Schwimmen animierte.
Dienstag, 29. Mai
Heute verabschiedeten wir uns von Bernadette und Heinz in Hattem. Sie begleiten ihren Sohn Erich bis Lelystad, wo er mit dem Zug zurück nach Amsterdam auf den Flughafen fährt.
Wir haben in den zwei Wochen viel erlebt: grosse, breite Kanäle, dann wurde es enger, mit kleinen Schleusen, engen Brücken und dazu noch einen unangenehmen Seitenwind. Das war eine Herausforderung für uns. Anschliessend wurde es wieder breiter und damit gemütlicher. Zum Abschluss fuhren wir noch auf der fliessenden Ijssel: nochmals eine neue Erfahrung. Ja, wir haben die FENNA gut kennen gelernt.
Wir haben aber auch Bernadette und Heinz kennen gelernt. Ihre aufmerksame Hilfsbereitschaft, die vielen guten Ratschläge und die langen Gespräche waren für uns eine grosse Bereicherung. Die beiden haben uns in unserer neuen Lebensetappe ein Stück begleitet und wir konnten viel von ihnen «abluege». Danke von Herzen dafür!
Für uns gab es einen Ruhetag im Hafen. Wir gingen das Wichtigste einkaufen und danach haben wir gewaschen, geputzt und ich das Schiff in Ordnung gebracht.
Mittwoch, 30. Mai
Für uns geht die Reise zu Zweit weiter. Von Hattem fahren wir über Zwolle, Hasselt, Zwartsluis nach Giethoorn. Dieses Dörfchen wird auch das Venedig von Holland genannt und ist ein Touristenmagnet den die meisten busweise besuchen. Etwas verloren suchen wir uns in diesem Ballenberg Hollands zurecht und haben etwas Mühe mit der gestellten Historie.
Was uns wesentlich mehr Freude macht, ist der sehr hübsche Passantenhafen, der wie eine Parkanlage gestaltet ist. Allerdings hat das Wetter umgeschlagen und es wurde regnerisch, windig und 12° kalt. So entschieden wir uns, hier einen Verschnauftag zu machen. Es ist äusserst gemütlich und heimelig im gut geheizten Schiff, wenn es draussen verrückt spielt und nur ein paar Hundehalter ihre Vierbeiner spazieren führen müssen.