Am 4. Juni sind wir wieder zurück auf dem Schiff und fahren am gleichen Tag noch Richtung Barhöft weiter, um am nächsten Tag von dort in See zu stechen und der Küste nach gegen Warnemünde zu halten. Diese Fahrt dauert rund 9 Stunden.
In Barhöft angekommen, werden wir von Franziska Jungi und Kandid Hofstetten begrüsst. Sie sind mit ihrer MY Symphonie hier und wir fahren zusammen weiter nach Warnemünde. Wir entscheiden spontan, um 04:30 loszufahren und in den ersten Minuten den Sonnenaufgang zu erleben.
In Warnemünde bleiben wir ein paar Tage. Das Städtchen ist völlig überlaufen von den vielen Menschen, die hier mit den Kreuzfahrtschiffen ankommen oder abreisen. Während der Zeit die wir hier waren, legte pro Tag ein bis zwei Schiffe an. Jedes dieser Hochhäuser mit angebautem Spitz... transportiert zwischen 2000 und 3000 Passagiere. Dazu kommen noch rund 1000 Besatzungsmitglieder. Wenn all diese Leute von Bord gehen, ist die Umgebung überschwemmt.
Mit dem Rundfahrtenschiff fahren wir die ganze Mündung bis nach Rostock. Diese Hinfahrt dauert 45 Minuten. Wie immer auf diesen Schiffen gibt der Kapitän einen ausführlichen Kommentar über Geschichte und Entwicklung der Umgebung. Rostock hat eine wunderschöne Altstadt mit einer Fussgängerzone und vielen Strassencafés. Es gefällt uns sehr in dieser Stadt. Leider ist der Hafen nicht sehr einladend. Wir entscheiden uns, nicht auf eigenem Kiel nochmals dorthin zu fahren.
Wir fahren weiter westwärts nach Wismar. Kühlungsborn, ein ziemlich versnobtes Ostseebad mit eigenartigem Namen und eigenartigem Verständnis für Tourismus lassen wir links liegen: gemäss Angaben im Internet sind die Liegegebühren traumhaft: wir hätten EUR 47.00 für eine Nacht zu entrichten! Das wäre der höchste Preis, den wir in 3 1/2 Jahren je angetroffen haben. Eine übliche Faustregel ist, pro Längenmeter EUR 1.00 bis 1.20, d.h. wir bezahlen ca. EUR 20.00 pro Übernachtung.
Der dortige Westhafen ist voll und wir müssen im Überseehafen festmachen. Der alte Hafen für Frachtschiffe ist für uns soweit in Ordnung. Allerdings sind zwei grosse Schiffe vertäut und werden gelöscht, die Ladung ist geschreddertes Altmetall. Es staubt und es fliegt Flugrost durch die Gegend. Nach ein paar Stunden ist unsere "Fenna" braunrot gepudert. Wir wissen, dass dieser Puder nicht lange auf dem Deck liegen bleiben darf, sonst frisst er sich in die Farbe.
Unsere junge Hündin Reja fängt eine massive Bauchgrippe ein und kann nichts mehr halten. Wir springen die ganze Nacht mit ihr ins Freie, sind aber oft zu spät. Das heisst dann putzen. Wir sind er Verzweiflung nahe, da wir noch nie eine solche Attacke erlebt haben. Um 04:30 haben wir den Tierarzt, der Notdienst hatte, zum Bett herausgeholt. Er werde uns um 08:00 in seiner Praxis erwarten. Diese 3 1/2 Stunden werden wir nie vergessen: alle 10 Minuten ein neuer Schub. Sie war apathisch und liess Wasser und Futter stehen. Doch irgendwie wurde es 08:00 und wir fuhren mit dem Taxi zum Arzt. Sie bekam 3 Spritzen gegen Krämpfe und Übelkeit, Medikamente und einen Saft gegen den Flüssigkeitsverlust.
Am nächsten Tag war Reja schon wesentlich besser drauf. Gemäss dem Tierarzt brauche es aber noch ungefähr eine Woche, bis sie wieder ganz munter sei.
So konnten wir guten Gewissens weiterfahren und legten ab. Die heutige Etappe ist 50 km, 4 1/2 Stunden lang, mit dem Ziel Travemünde. Dieser Ort liegt im Bundesland Schleswig-Holstein und damit verlassen wir das uns lieb gewordene Mecklenburg-Vorpommern.
Bei Travemünde mündet die Trave in die Ostsee... Dieser Ortsteil gehört zur Hansestadt Lübeck, die am Ende dieses fjordähnlichen Wassers liegt. Er ist ein Touristenmagnet und riesiger Hafen für Fähren nach Skandinavien und den östlichen Anreinerstaaten wie z.B. Polen, Estland und Litauen.
Im Revier der Lübecker Bucht fahren neben all diesen Fähren auch viele Behördenschiffe, wie z.B. Wasserschutzpolizei, Fischereiaufseher, Lotsenschiffe. Auch das Militär ist sehr präsent und wir haben die verschiedenen Sperrgebiete zu beachten, in denen U-Boote trainieren.
Die Fregatten sind manchmal mit bis zu 40 km/h unterwegs, was riesige Wellen verursacht und unser Schiff bedrohlich ins Rollen bringt.
Wir kommen gut voran und fahren an der Ostküste Holsteins nach Neustadt, Grömitz, Grossenbrode und dann zwischen dem Festland und der Insel Fehmarn durch nach Heiligenhafen und von dort nach Kiel.
Der ganzen Küste entlang gibt es Badeorte, deren Sandstrand vom Schiff aus gut zu erkennen sind. Auch die weniger hübschen Bauten markieren die Küstenlinie. Solche Hochhäuser gibt es erst wieder hier im Westen Deutschlands. Im Osten sind die Küsten grösstenteils zu Naturschutzgebieten erklärt worden.
In der Kieler Bucht und in Eckenförde ist die Deutsche Marine zu Hause und wir begegnen verschiedenen Schiffen. Sogar ein U-Boot haben wir gesehen.